Direkt zum Hauptbereich

Wohn-Riester in der Kritik – Eigentor statt Eigenheim?

Die Immobilien-Variante der Riester-Rente lockt mit einigen Vorteilen, weist aber auch nicht wenige Haken auf. Für die Ruhestandsplanung sind andere Produkte oft wesentlich attraktiver.

Es klingt alles so schön. Ein Leben im Alter in den eigenen vier Wänden. Das Gefühl von Sicherheit. Und vor allem ein Stück Unabhängigkeit. So muss der perfekte Lebensabend aussehen.

Trautes (Eigen-)Heim, Glück allein – diese idyllische Vorstellung machen sich auch die Banken und Bausparkassen zunutze, die ihre Kunden für die Wohn-Riester-Rente, auch Eigenheim-Rente oder kurz Wohn-Riester genannt, begeistern und ihnen entsprechende Verträge verkaufen wollen. Allerdings haben diese Angebote mehr als nur einen Haken.

So hört sich das Prinzip Wohn-Riester in der Theorie zwar zunächst recht attraktiv an: Wer das Angebot nutzt, nimmt wie bei der herkömmlichen Riester-Rente eine staatliche Förderung in Anspruch, nur dass die Fördergelder statt in eine zusätzliche Rente in die Investition in eine Immobilie fließen. Wer Haus oder Wohnung erst in der Zukunft bauen oder kaufen will, kann die Förderung für seinen Bausparvertrag verwenden; wer bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Immobilie erwerben will, kann die Förderung in die jeweilige Finanzierung miteinfließen lassen, sprich in ein (Annuitäten-)Darlehen oder einen anderen Kredit.

Doch die Attraktivität hört schon bald auf: Es gibt eine Vielzahl an schwer überschaubaren Bedingungen, die der Kunde fortwährend zu erfüllen hat – tut er das nicht, droht ihm die Rückzahlung der Förderung. Das kann auch dann der Fall sein, wenn er das eigentliche Darlehen bereits getilgt hat. Bei genauerem Hinsehen ergeben sich weitere Nachteile des komplexen Produkts Wohn-Riester: Die Guthabenverzinsung ist denkbar niedrig, zum anderen gestaltet sich die Annuität in der Tilgungsphase sehr hoch. Und zu guter Letzt ist vor allem die Besteuerung in der Rentenphase überaus kritisch zu sehen: Letztendlich zahlt der Kunde Steuern auf eine Rente, die er an und für sich gar nicht bekommt.

Es wird also deutlich, dass Wohn-Riester mit Vorsicht zu genießen ist. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es Alternativen dazu gibt. So bieten sich denjenigen, die bis zum Ruhestand Kapital ansammeln wollen, um dann in den Besitz der eigenen vier Wände zu kommen, auch andere Möglichkeiten. Um diese im Detail nach ihrer Eignung zu überprüfen, greifen Sie am besten auf die Unterstützung eines Experten zurück: Gemeinsam mit einem professionellen Ruhestandsplaner sollten Sie Ihre persönlichen Ziele für die Altersvorsorge festlegen und dann mit dem Profi auch besprechen, mit welcher Strategie Sie vor dem Hintergrund Ihres individuellen Anlagehorizonts und Ihrer Risikobereitschaft am besten vorgehen und welche Produkte sich für Sie am besten eignen. Dann können Sie später trotzdem den Traum vom perfekten, idyllischen Lebensabend verwirklichen – ohne Wohn-Riester und damit ohne dessen Haken oder Fallstricke.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gefährliche Giganten: Wie sicher sind die systemrelevanten Banken wirklich – und wie schützen Sie Ihr Vermögen?

Die Veröffentlichung der aktuellen Liste systemrelevanter Banken durch das Financial Stability Board (FSB) rückt erneut die potenziellen Risiken des globalen Bankensystems in den Fokus. Diese sogenannten „too big to fail“-Institute sind so stark in die weltweite Finanzarchitektur eingebunden, dass ein Scheitern gravierende Konsequenzen hätte. Doch in einem zunehmend unsicheren wirtschaftlichen Umfeld stellt sich die Frage: Wie sicher ist das globale Bankensystem – und welche alternativen Investitionsstrategien bieten sich an, um Vermögen abzusichern? Bild: KI Was bedeutet "systemrelevant"? Systemrelevante Banken sind Institute, deren Größe, Vernetzung und Komplexität sie zu unverzichtbaren Akteuren im Finanzsystem machen. Ein Kollaps einer solchen Bank hätte weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. Aktuell listet das FSB 29 Banken, die je nach Risikopotenzial in Kategorien eingeteilt werden. JPMorgan Chase nimmt dabei die oberste Kategorie ein, was ihre immense Bedeutung,...

Dividenden: Ein unverzichtbares Element für kluge Investoren!

Inmitten sinkender Zinssätze und erheblicher wirtschaftlicher sowie geopolitischer Unsicherheiten gewinnen Dividenden für Anleger an Bedeutung. Dividenden leisten nicht nur einen erheblichen Beitrag zur Gesamtrendite, sondern können auch die Volatilität eines Portfolios verringern.                                                                            Bild: KI Vier Gründe , warum Dividenden jetzt wichtig sind:  Dividenden spielen eine wichtige Rolle für die Gesamtrendite: Viele Anleger unterschätzen den Einfluss von Dividenden auf die Gesamtrendite. Seit 1926 haben Dividenden fast ein Drittel zur Gesamtrendite von US-Aktien beigetragen. Von 1980 bis 2019, einem Zeitraum, der durch einen deutlichen Rückgang der Zinssätze gekennzeichnet war, stammten 75 Prozent der Renditen des S&P 500 Ind...

Volkswagen in der Krise: Steht die Schließung von drei Werken bevor?

Die Zeichen sind unübersehbar: Eine Rezession könnte bevorstehen, und die Unsicherheit nimmt weltweit zu. Die Inflation, geopolitische Spannungen und die Reaktionen der Zentralbanken sorgen für wachsende Sorgen – sowohl auf Seiten der Wirtschaft als auch bei uns als Privatpersonen. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich eine wichtige Frage: Sind wir darauf vorbereitet? Die Wahrheit ist, dass Anleger sich nicht auf Regierungen oder Konjunkturprogramme verlassen sollten. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, für seine finanzielle Sicherheit zu sorgen.                                                                    Bild: KI Eine globale Kette an Problemen Die wirtschaftliche Weltlage gleicht einem stürmischen Meer, in dem Unternehmen und Verbraucher gegen immer höhere Wellen an Inflation, Energiepreiserhöh...